Orangefarbene Bank auf dem Berliner Platz setzt Zeichen

Kein Platz für Gewalt an Frauen


Denn wer die 116016 wählt, der erreicht das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“. Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt sind und Hilfe suchen, finden hier anonym und kostenfrei an 365 Tagen im Jahr Rat – und das rund um die Uhr und in 18 Sprachen.

Wie dringend notwendig es ist, dieses Beratungsangebot des Bundesfamilienministeriums noch stärker publik zu machen, lässt sich an aktuellen Zahlen ablesen. Allein für das Jahr 2024 verzeichnet die gerade erst vorgestellte Polizeiliche Kriminalstatistik 266000 Fälle von häuslicher Gewalt. In 70,4 Prozent der erfassten Übergriffe waren die Opfer weiblich. 132 Frauen, auch das ist der Statistik zu entnehmen, wurden im vergangenen Jahr von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet, 59 Frauen und Mädchen wurden von Familienmitgliedern umgebracht. Die Zahlen sind nicht nur bedrückend, sondern in den zurückliegenden fünf Jahren auch signifikant gestiegen.

„Jeden zweiten Tag wird eine Frau oder ein Mädchen in unserem Land im Familienumfeld zu Tode gebracht“, unterstrich Dr. Ulrike Bilstein vom Zonta Club Bad Soden-Kronberg am Dienstag, 25. November 2025, entsprechend nachdrücklich bei der zentralen Veranstaltung zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ in Kronberg im Taunus. Auf dem Berliner Platz hatte sich eine große Zahl an Frauen wie auch Männern – darunter Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche - eingefunden, um gemeinsam ein deutliches Zeichen für einen besseren Schutz von Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft zu setzen.

Ausdruck findet dieses dringende Anliegen neuerdings in Form einer orangefarbenen Bank auf dem Berliner Platz. In Anlehnung an vergleichbare Aktionen in vielen anderen Kommunen hatte der Zonta Club gemeinsam mit den Kronberger Frauenverbänden und der städtischen Gleichstellungsbeauftragten Nora Arharbi die entsprechende Widmung der Bank in direkter Nähe zum Kronberger Bürgerbüro initiiert.

Mit der auffälligen Farbgebung und dem Schriftzug „Kein Platz für Gewalt an Frauen“ soll nicht nur ein klares Zeichen im öffentlichen Raum gesetzt, sondern Opfern von häuslicher Gewalt zugleich ein Weg aufgezeigt werden, wo und wie sie Hilfe finden. Auf einem an der Bank angebrachten Metallschild ist zu diesem Zweck die Notfallnummer 116016 vermerkt.

Wie wichtig es ist, Frauen und Mädchen in diesen Fällen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, darauf verwies Dr. Ulrike Zymolka, Vorsitzende der AG Kronberger Frauenverbände. Obwohl sie die Opfer seien, sei es für die Betroffenen oftmals schwer, aus dieser Gewaltspirale auszubrechen und den Partner oder die eigene Familie zu verlassen. Den Frauen und Mädchen einen Weg zu weisen, wie sie diesem Teufelskreis entkommen können – dafür sei das Beratungsangebot des Bundesfamilienministeriums von elementarer Bedeutung und die orangefarbene Bank im Herzen der Burgstadt genau der richtige Platz, um darauf aufmerksam zu machen. Und nicht nur das. Ulrike Zymolka sieht in der Bank zudem einen „Weckruf“, wolle man damit doch der breiten Öffentlichkeit die Bedeutung dieses Themas und die Not der Opfer vor Augen führen.

Dass deren Zahl noch um vieles höher sei, als es die Polizeistatistik ausweise, davon ist Kronbergs Bürgermeister Christoph König überzeugt. Da die Täter im Schutz der eigenen vier Wände ihre Opfer drangsalierten, so der Rathauschef, bleibe vieles im Verborgenen und werde nicht zur Anzeige gebracht. Dementsprechend groß sei die Dunkelziffer der betroffenen Frauen und Mädchen. Hier für mehr Aufklärung und vor allem Unterstützung zu sorgen, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Genau das solle auch die orangefarbene Bank zum Ausdruck bringen. König: „Nicht nur hier ist bei uns kein Platz für Gewalt an Frauen. Das gilt für die gesamte Stadt.“  

Hinweis:

Seit Jahrzehnten setzt sich die Kronberger Gleichstellungsstelle gemeinsam mit lokalen Vereinen und Verbänden gegen Gewalt an Frauen ein. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Verein Frauen helfen Frauen e.V. ist unabdingbar, um von  Gewalt betroffenen Frauen in ihrer Not zu helfen. Wichtige Anlaufstellen in diesen Fällen sind die Beratungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen e.V.“ in Oberursel und das daran angeschlossene Frauenhaus. Der Verein wird über Spenden finanziert und benötigt aufgrund der immer mehr steigenden Gewalt dringend finanzielle Unterstützung, um alle Hilfe suchenden Frauen und ihre Kinder auffangen zu können.

„Um den Verein in seiner Arbeit zu unterstützen und auf das Thema ,Gewalt gegen Frauen‘ aufmerksam zu machen, organisieren wir in Kronberg in regelmäßigen Abständen Spendenaktionen“, betont Kronbergs Gleichstellungsbeauftragte Nora Arharbi. Neben der schon traditionellen Handtaschenbörse, bei der im Juli dieses Jahres 2000 Euro zusammenkamen, wurde auch im Rahmen des Internationalen Aktionstages am 25. November für die gute und wichtige Sache gesammelt. Ein Kinoabend in den Kronberger Lichtspielen brachte am Dienstag weitere 210 Euro ein.

Großes Interesse fand in Kronberg neben der Einweihung der orangefarbenen Bank am Aktionstag auch die Installation „Rote Schuhe“. Witterungsbedingt von der Friedrich-Ebert-Straße in das Café Kollektiv, das Bürgerbüro und die Stadtbücherei verlagert, stand jedes Paar der in blutrote Farbe getränkten Schuhe für eine Frau, die einem Femizid zum Opfer fiel.

Kronberg Gleichstellungsbeauftragte Nora Arharbi betont: „Gewalt hat viele Gesichter. Sie zeigt sich nicht nur in körperlichen Angriffen, sondern auch in Erniedrigungen, Bedrohungen, digitaler Gewalt oder Gewalt unter der Geburt. Dies betrifft alle Handlungen, die gegen den Willen von Gebärenden durchgeführt werden. Jede dieser Formen verletzt grundlegende Rechte – und keine von ihnen darf toleriert werden.“

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