Eine dichte Schicht aus Lehm und Bauschutt, die bis zu 1,60 Meter und mehr in die Tiefe reicht, ist für eine Straße ein durchaus stabiler wie dauerhafter Unterbau. Ein Ort, an dem Pflanzen wachsen und gedeihen können, ist das aber ganz sicher nicht. Und doch mussten 20 Bäume links und rechts der Oberhöchstädter Straße über mehr als zwei Jahrzehnte ihr entsprechend kümmerliches Dasein unter diesen für sie widrigen Lebensbedingungen fristen - bis jetzt.
Mit Hilfe des sogenannten Stockholmer Verbaus und dank einer beachtlichen Förderung durch den Bund wurden die Straßenränder im Herbst naturnah umgestaltet und den dort stehenden Hainbuchen so mehr Platz zum Wachsen verschafft. Davon machten sich Mitglieder des Magistrats unlängst ein Bild.
Yvonne Richter und Marcel Homrighausen vom städtischen Umweltreferat erläuterten den Stadträtinnen und Stadträten beim Ortstermin an der Oberhöchstädter Straße nicht nur, was im Einzelnen getan wurde, sondern vor allem auch wie schwierig die Lebensumstände für die Straßenbäume bisher waren.
„Sie sehen hier, dass sich die Wurzeln über 20 Jahre keinen Millimeter aus dem Baumquartier herausbewegen konnten“, betonte Marcel Homrighausen mit Blick auf ein Foto, das während der Bauarbeiten gemacht worden war und einen guten Eindruck von dem für Pflanzen so unwirtlichen Schichtenmix gibt. Wie der überhaupt zustande gekommen sei?
Offensichtlich, so der Landschaftsarchitekt in Diensten der Stadt, habe man den bei der Grundsanierung der Oberhöchstädter Straße angefallenen Bauschutt auf diesem Weg unter die Erde gebracht.
Eine vor 20, 30 Jahren noch durchaus gängige Praxis, weiß Yvonne Richter. Ähnliche Verhältnisse finde man zum Beispiel in der Ballenstedter Straße. Auch dort hätten die Straßenbäume massiv unter einem Mangel an Nährstoffen, Wasser und Sauerstoff zu leiden. Und auch dort plane man in Zukunft tätig zu werden. Allerdings nicht mit schlichten Neupflanzungen. Richter: „Das wurde in der Vergangenheit mehrfach erfolglos probiert. Wir müssen das Problem von der Wurzel her angehen.“
Wie sehr die schwierige Gemengelage im Untergrund den Bäumen zusetzt - das war den Buchen entlang der Oberhöchstädter Straße über die Jahre mehr als deutlich anzusehen. Mit Ausnahme von zwei Exemplaren, so Marcel Homrighausen, die bei der Wahl ihrer Standorte wohl etwas mehr Glück und vor allem Platz gehabt hätten, seien alle anderen über all die Jahre weder nennenswert gewachsen noch gesund gewesen.
Um hier Abhilfe zu schaffen, hatte das Kronberger Stadtparlament im April 2025 grünes Licht für die naturnahe Neugestaltung der Straßenränder gegeben. Eine aufwändige wie kostenintensive Maßnahme, die maßgeblich vom Bundesumweltministerium in Bonn unterstützt wird. Von dort liegt die Zusage über Fördermittel in Höhe von 180.000 Euro vor, so dass sich der Kostenanteil der Stadt auf 70000 Euro reduziert.
Eingesetzt wurden die Mittel laut Marcel Homrighausen vor allem zur Optimierung der 20 vorhandenen Baumstandorte. Dem Kronberger Baumkonzept folgend, bediente man sich hierzu des sogenannten „Stockholmer Verbaus“. Eine Pflanzmethode zur Schaffung eines größeren Wurzelvolumens unter versiegelten Flächen, die sich besonders gut für Standorte von Straßenbäumen eignet. Hierbei wird der Boden durch das Einbringen von Grobschlag, Baumsubstrat und einer Belüftungsschicht aus Schotter und Rohrsystemen wasserdurchlässiger und zugleich tragfähig gemacht. Das sollte dem Baumbestand in der Oberhöchstädter Straße für die Zukunft deutlich mehr Raum und damit Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Sieben besonders stark angeschlagenen Buchen konnte aber auch das nicht mehr helfen. Sie mussten im Zuge der Maßnahme durch Neupflanzungen von robusteren Feldahornen ersetzt werden.
Im Rahmen der Arbeiten ebenfalls umgesetzt wurde die bereits vom Schönberger Ortsbeirat angeregte Umgestaltung der Grünstreifen links und rechts der Straße. Nach Auskunft von Yvonne Richter wurde dabei ein besonderer Fokus auf die naturnahe und unkrautfreie Anpflanzung heimischer Wildpflanzen gelegt, um so im Sinne der städtischen Grünflächenstrategie die Biodiversität in Kronberg zu fördern.
Dass die Burgstadt mit dieser Strategie wie auch ihrem Baumkonzept in Zeiten von Klimawandel und Insektensterben auf einem richtigen, weil zukunftsweisenden Weg sei, so die Leiterin des städtischen Umweltreferats, zeige die beachtliche Förderung der Maßnahme durch den Bund. Und nicht nur die. Der Kronberger Weg sei längst auch für andere Kommunen eine willkommene Orientierungshilfe. Ausdruck fand dies zuletzt erst Ende September, als die Burgstadt Gastgeber eines Arbeitstreffens des Vereins „Kommunen für biologische Vielfalt“. In der Kronberger Stadthalle erhielten in diesem Rahmen 21 Städte und Gemeinden das Label „StadtGrün naturnah“ – darunter auch die Gastgeber. Während elf Kommunen zum ersten Mal zertifiziert wurden, gab es für Kronberg das Label in Gold zum wiederholten Mal. Eine erfolgreiche Rezertifizierung, durch die sich die Verantwortlichen im Umweltreferat in ihrem Kurs bestätigt sehen können, artenreiche städtische Grünräume zu schaffen.

