Entwurf aus Baden-Württemberg beim Realisierungswettbewerb für das Klimaquartier am Bahnhof ganz vorn

Kompakt, plausibel und angenehm


Fünf freistehende, punktförmige Baukörper, die sich entlang eines autofreien Weges längs zu den Gleisanlagen entwickeln und von einer parkähnlichen Landschaft umspielt werden, dazu in der Mitte des Quartiers ein öffentlicher Anger als Ort der Begegnung – das Konzept des Büros „arabzadeh.schneider.wirth architekten“ bringt optisch wie funktionell alles mit, was das geplante „Klimaquartier“ am Kronberger Bahnhof ausmachen sollte. Davon ist das Preisgericht des Realisierungswettbewerbs zum Baufeld V überzeugt und hat den Beitrag, den die Nürtinger Architekten gemeinsam mit den Planern von „faiss landschaftsarchitektur“ erarbeitet hatten, mit dem ersten Preis bedacht.

Insgesamt hatten 19 Planungsbüros in der vorgegebenen Frist bis Dezember 2024 ihre Konzepte zum Wettbewerb eingereicht. Darunter befanden sich auch die Wiesbadener „Bel Architekten + Ingenieure“. Deren in Kooperation mit dem Kronberger Büro „Grabowski Architekten“ sowie „brogl + majal Landschaftsarchitektur“ entstandener Entwurf landete

am Ende auf dem zweiten Rang. Platz drei sicherte sich die „Sturm und Wartzeck GmbH“ in Zusammenarbeit mit der „weihrauch+fischer GmbH“. Anerkennungen sprach das  Preisgericht für die Wettbewerbsbeiträge der Gerber Architekten GmbH sowie der STUDIO MARS Berlin GmbH aus.

Gefallen ist die Entscheidung im Zuge einer ganztägigen Sitzung des Preisgerichts am 20. Februar 2025. Bekannt gemacht wurde sie am Donnerstag, 3. April 2025, in der Kronberger Stadthalle, wo alle eingereichten Wettbewerbsbeiträge bis zum 29. April ausgestellt sind. Im Rahmen einer gutbesuchten Ausstellungseröffnung führten Kronbergs Erster Stadtrat Heiko Wolf und Fachpreisrichterin Prof. Anett-Maud Joppien in das Thema und die Entscheidungsfindung ein.

Mit Blick auf den erstplatzierten Entwurf lobt die Jury, die unter Vorsitz von Prof. Zvonko Turkali tagte, unter anderem die kompakte wie angenehme Proportierung der viergeschossigen Baukörper, die sich „sehr selbstverständlich in das bauliche Umfeld“ einfügten. Obwohl nahezu baugleich werde durch die Anordnung der Gebäude wie auch die differenzierte Farbgestaltung ein monotones Erscheinungsbild „gekonnt“ vermieden. Generell verfüge das Projekt über ein hohes Potenzial an konzeptioneller Plausibilität, sowie gestalterischer und konstruktiver Klarheit.

Dank einer empfohlenen Tiefgründung mit Hilfe von Rammpfählen oder Rüttelstopfsäulen könne auf ein Ausheben des Bodens verzichtet werden. Für die Tragkonstruktion der Wohngebäude sei ein hybrides System aus Brettschichtholz und einem massiven Treppenkern mit Aufzug vorgesehen. Tragende Wände in den Wohnungen sollten in Holzrahmenbauweise ausgeführt werden.

In der Begründung heißt es weiter: „Alle Wohneinheiten erfüllen die Flächenvorgaben der Sozialwohnraumförderung, was im Falle einer folgenden Realisierung große Spielräume der Zuordnung lässt.“ Die Aufteilung der sozial geförderten Wohnungen sowie der bezahlbaren Wohnungen mit „gedämpften“ Mietpreisen könne so über das gesamte Quartier erfolgen. Unterschiedliche Wohnungsgrößen von 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen würden in sämtlichen Baukörpern abgedeckt.

In Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, so die Feststellung der Jury, weise der Entwurf die geringsten Treibhausgasemissionen aller Arbeiten sowohl in der Herstellung als auch über den gesamten Lebenszyklus auf. Grund dafür sei die geringe Bruttogrundfläche, die Ausführung mit einer großen Menge nachwachsender Rohstoffe sowie der weitgehende Verzicht auf Untergeschosse und ein eigenes Parkhaus.

Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie sich Architekten die bauliche Entwicklung am Kronberger Bahnhof vorstellen, kann das bis zum 29. April zu den Öffnungszeiten in der Kronberger Stadthalle tun. Dort sind im Ersten Obergeschoss nicht nur die Entwürfe der Büros ausgestellt, die von den Fach- und Sachpreisrichtern mit Preisen bedacht wurden, sondern auch alle anderen Wettbewerbsbeiträge.

Die Entwürfe der drei Erstplatzierten wie auch die Begründungen der Jury sind zudem online einzusehen unter www.kronberg.de.

Hinweis:

Die Überlegungen für das „Baufeld V“ gründen auf dem „Rahmenplan Bahnhof", mit dem die Stadt Kronberg seit 2012 die schrittweise Neugestaltung  des Gesamt-Areals steuert. Für das Baufeld V ist die Schaffung eines Klimaquartiers mit bezahlbarem Wohnraum vorgesehen, um dem akuten Wohnungsdruck entgegen zu wirken. Die Teilnahme am Realisierungswettbewerb war mit der Vorgabe verknüpft, nachweisbar städtebauliche, freiräumliche und architektonische Qualitäten zur Schaffung eines zeitgemäßen, bezahlbaren Wohnquartiers mit 66 Wohneinheiten in Form von Geschosswohnungsbau für unterschiedliche Altersgruppen sein. Die Wohnungsverteilung sollte eine Kombination aus gefördertem Wohnraum für Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen aus bezahlbarem Wohnraum mit „gedämpften“ Mietpreisen vorsehen. Aspekte der  Wirtschaftlichkeit und Flächeneffizienz waren dabei ebenso maßgeblich wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Mit der Umsetzung soll ein in Gründung befindlicher städtischer Eigenbetrieb Wohnbau betraut werden. Noch vor der Sommerpause sollen die Ergebnisse des Realisierungswettbewerbs wie auch der Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Preisträger zunächst in der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt werden. An den Stadtverordneten ist es dann, darüber zu befinden,  wie es mit dem Projekt „Klimaquartier“ weitergehen soll.