Davide Scalabroni aus Porto Recanati absolviert ein dreiwöchiges Praktikum bei der Kronberger Stadtverwaltung

Von der Küste der Adria an den StadtStrand 


In keinem der drei Länder schaffte es der Anteil der Oberstufenschülerinnen und -schüler, die sich der Sprache von Goethe, Schiller und Luther widmen, über die 10-Prozent-Hürde. In Italien zum Beispiel waren es 2023 gerade einmal 7,4 Prozent – Tendenz sinkend. Davide Scalabroni bildet rein statistisch betrachtet also eine große Ausnahme. Schließlich hat der noch 19-jährige Student aus Kronbergs Partnerstadt Porto Recanati stolze fünf Jahre Deutsch an der Schule gelernt. Und das mit gehörigem wie hörbarem Erfolg. Davon kann sich jeder überzeugen, der Davide in den vergangenen Wochen in Kronberg kennenlernen durfte oder noch kennenlernen wird.

Noch bis 17. August ist der Student der Politikwissenschaften in der Burgstadt, um in der Stadtverwaltung ein dreiwöchiges Praktikum zu durchlaufen. In der Hauptsache unterstützt Davide dabei das Team des Stadtmarketings, was für ihn, wie er selbst sagt, perfekt passt.

Die Aufgaben, mit denen er betraut werde, seien abwechslungsreich und interessant. Unter anderem habe er mehrfach am „StadtStrand“ mitgearbeitet und eine touristische Broschüre der Stadt ins Italienische übersetzt. Überdies komme er in der Tourist-Info in Kontakt mit vielen ganz unterschiedlichen Menschen und könne so sein Deutsch verbessern. Denn das war für ihn besonders wichtig.

„Wenn Du eine Sprache wirklich erlernen willst, musst Du dorthin, wo sie gesprochen wird. Ich habe das Gefühl, dass mich eine Woche hier weiterbringt als fünf Jahre Unterricht in der Schule“, lacht Davide. Daheim in Forlì, wo er derzeit wohnt und an einer Dependance der Uni Bologna studiert, sei dieser direkte Austausch kaum möglich. Da schlägt sich die eingangs erwähnte Statistik nieder.

Aber warum entscheidet ein junger Italiener sich überhaupt gegen den Trend und für das Erlernen der deutschen Sprache, die im Vergleich zu ihren geschmeidigen, romanischen Stiefschwestern doch recht rau ausfallen kann? Die Frage stellt sich umso mehr, als Davide der einzige in seiner Familie ist, der Deutsch spricht, und auch keine entfernte Verwandtschaft jenseits der Alpen hat. „Zum einen mag ich Deutschland. Zum anderen erhoffe ich mir dadurch bessere Aussichten für meine berufliche Zukunft“, umreißt der Gast aus Porto Recanati seine Überlegungen. Denn diese Zukunft sieht er für sich nicht in Italien.

So schön das Land aus der Urlaubsperspektive sei und so sehr er seine Heimat auch liebe, so schwer sei es doch für junge Leute in Italien voranzukommen. Der Gang ins Ausland sei da gerade für viele Hochschulabsolventen eine interessante Alternative. Mit dem Unterschied, dass es Davide nicht nach London, Paris oder New York zieht, sondern gerne nach Berlin, Hamburg oder an einen anderen Ort zwischen Flensburg und Garmisch. Deutschland sei eben für ihn wie für viele seiner Landsleute immer noch das Land, in dem alles funktioniere und in dem man etwas aus seinem Leben machen könne.

Von Frankfurt und vor allem von deren Skyline ist der junge Mann begeistert. Das sei eine „ganz andere Welt“ – nicht nur als Kronberg, sondern auch im Vergleich zur norditalienischen Metropole Mailand. Und Kronberg? Sehr schön sei es hier, antwortet Davide - und das nicht nur aus reiner Höflichkeit. Das merkt man. Vor allem die Altstadt, in der er für die Zeit seines Praktikums eine Bleibe gefunden hat, hat es ihm angetan. Was übrigens auch für die Kronbergerinnen und Kronberger gelte. Die seien ihm gegenüber alle sehr freundlich und offen gewesen.

Ganz besonders gelte das für die Verantwortlichen des Partnerschaftsvereins Kronberg-Porto Recanati. Die hatten sich sehr ins Zeug gelegt, um Davide das Praktikum in der Burgstadt zu ermöglichen, ihm den Flug bezahlt, eine Bleibe in Kronberg organisiert und auch darüber hinaus dafür Sorge getragen, dass sich der Gast aus Porto Recanati vom ersten Tag an wohl und willkommen fühlte.

Gerne, so Davide, hätte er noch mehr Kontakt zu jungen Deutschen gefunden, um sich mit ihnen auszutauschen. Aber das sei, auch wegen der Ferien, nicht so einfach gewesen. Vielleicht bietet sich dafür ja mehr Gelegenheit bei Davides nächstem Besuch in Kronberg. Die Einladung steht auf jeden Fall.