Kronberger Burgverein will mit Unterstützung der Stadt die Digitaliserung der Burg vorantreiben

Wlan und Router im Reich der Ritter


Mal eben ein Foto vom Ausflug bei Insta posten oder im Restaurant per App bezahlen – für all das und noch vieles mehr greifen die Deutschen ganz selbstverständlich zu ihrem Handy. Das Smartphone hat im Alltag für viele längst die Rolle eines digitalen „Schweizer Taschenmessers“ übernommen. Das mag nicht jeder Hartgeld-Fan oder Datenschützer für gut befinden – aber ignorieren sollte man es auch nicht. Dessen ist man sich auch auf der Kornberger Burg mehr als nur bewusst.

Obwohl thematisch eigentlich der Vergangenheit zugewandt, haben die Mitglieder des örtlichen Burgvereins die Zeichen der Zeit längst erkannt. „Auch aus unserer Vereinsarbeit ist der Rückgriff auf digitale Hilfsmittel nicht mehr wegzudenken“, unterstreicht Martha Ried. Und die Einsatzgebiete, so die Vorsitzende des Burgvereins, dürften in Zukunft eher mehr, denn weniger werden. Ried: „Ich denke da nur an unser Kassensystem oder an das Bezahlen in unserem Café im Prinzenturm.“

Allein, wenn es um moderne Technik geht, hat die sonst so beliebte exponierte Lage des mittelalterlichen Wahrzeichens so ihre Schwächen. Weder ist die Burg bislang entsprechend verkabelt, noch ist das Handy-Netz besonders tragfähig – vor allem nicht innerhalb der trutzig-dicken Mauern. War es über Jahrhunderte deren Sinn und Zweck, nach außen möglichst dicht zu halten, so erweist sich diese Undurchlässigkeit jetzt als Problem, wenn es um einen möglichst schnellen Transfer von Daten geht. Genau hier will der Burgverein in diesem Jahr Abhilfe schaffen. „Wir wollen auf der Burg ein Local Area Network (LAN) einrichten, das uns wie auch unseren Besucherinnen und Besuchern in Zukunft ein stabiles, leistungsfähiges Netz an die Hand gibt“, erklärt Vorstandsmitglied Ad Friedrichs.

Friedrichs, bei dem in Sachen „Digitalisierung“ die Fäden oder besser die LAN-Kabel zusammenlaufen, hat hierzu gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern in der Vergangenheit bereits verschiedene Optionen geprüft. Und das sogar bis hin zur Installierung eines Antennensystems, das den Burgturm mit dem Rathaus verbinden und den Datenfluss vom Tal auf den Berg und zurück ermöglichen sollte. Das, so Friedrichs, wäre allerdings doch eine sehr kostspielige Lösung geworden – inklusive Folgekosten von 900 bis 1000 Euro pro Monat.

Nicht nur deutlich günstiger, sondern auch leistungsstärker dürfte der Ansatz ausfallen, für den sich der Burgverein jetzt entschieden hat. Vorgesehen ist, die Burg an das gerade im Aufbau befindliche Glasfaser-Netz anzudocken. Entsprechende Vorgespräche habe es mit der dafür verantwortlichen Deutschen Giganetz GmbH bereits gegeben. „Die Bandbreite, die das Glasfaser-Netz bietet, erlaubt es uns, auch größere Strecken zu überbrücken“, skizziert Ad Friedrichs einen zentralen Vorteil dieser Lösung. Denn mit dem Anschluss des Kassenhauses ans Glasfasernetz wird erst der Anfang gemacht sein. Friedrichs: „Um die Burg im Ganzen digitaler zu machen, planen wir vom Kassenhaus aus die Anlage über den Prinzenturm bis zur Mittelburg hin zu verkabeln.“ Statt die dafür erforderlichen LAN-Kabel in den Boden einzubringen, sollen sie in Abstimmung mit dem Denkmalschutz außerhalb des Sichtfeldes der Besucher über die Verbindungsmauern geführt werden.

„Unser Ziel ist es, das Projekt noch in diesem Jahr zum Abschluss zu bringen“, unterstreicht Burgvereinsvorsitzende Martha Ried. Wie ihre Vorstandskollegen sieht auch sie in diesem Schritt hin zur Digitalisierung eine wertvolle Ergänzung für die Nutzung der Burg. Ried: „Es geht hier um sehr viel mehr als nur einen besseren Handy-Empfang. Wir hoffen, über das geplante Netzwerk auch die Attraktivität unserer Räume für potenzielle Mieter erhöhen zu können, die auf der Suche nach besonderen Tagungssorten sind.“ Überdies gebe es in den Reihen des Vereins bereits eine Vielzahl an weiteren Ideen, wie sich digitale und virtuelle Angebote in Zukunft zur Präsentation der Burg und ihrer Geschichte einbinden ließen. Irgendwann, so die Vereinschefin, werde man sicher auch über ein elektronisches Ticketing nachdenken. Jetzt allerdings gelte es erst einmal, den ersten Schritt zu machen und die technische Basis zu schaffen.

Damit das getan werden kann, fördert die Stadt das Projekt mit einem Betrag von rund 57000 Euro. Die Mittel waren im Haushalt 2024 eingestellt und wurden vom Burgverein auch bereits abgerufen.

„Der Schritt hin zu einer verstärkten Digitalisierung der Burg ist aus der Warte der Besucherinnen und Besucher wie auch des Vereins absolut geboten. Entsprechend gerne unterstützen wir die Umsetzung“, unterstreicht Kronbergs Bürgermeister Christoph König. So wichtig es sei, die Kronberger Burg als Ort zu erhalten, an dem man Geschichte ganz real und mit allen Sinnen erleben könne, so richtig sei es doch auch, die Tore des Kronberger Wahrzeichens für die Zukunft offenzuhalten und im besten Fall den Erlebnisfaktor noch zu erhöhen.

Hinweis:

Während hinter den Kulissen aktuell weiter daran gearbeitet wird, dass WLAN und Router ihren Platz auf der Kronberger Burg finden, ist mit dem ersten April-Wochenende die Saison 2025 in den altehrwürdigen Mauern angelaufen. Und die hat es in sich, wie ein Blick in den  frisch gedruckten Veranstaltungskalender des Kronberger Burgvereins zeigt. Von Führungen durch die Burg-Historie in verschiedenen Sprachen über beliebte Veranstaltungsklassiker bis hin zu Ausstellungen und Konzerten reicht das Portfolio an Angeboten, aus dem die Besucherinnen und Besucher auch in diesem Jahr wieder wählen können. Für das Wochenende vom 24. und 25. Mai steht etwas ganz Besonderes auf dem Programm, reicht der Blick vom Kronberger Wahrzeichen dann doch nicht nur bis nach Frankfurt, sondern bis nach Fernost. Ein zweitägiges Korea-Festival rückt das Land und seine Menschen, Kultur und Kulinarik in den Fokus. Ebenfalls im Programm zu finden sind sommerliche After-Work-Angebote am 27. Juni, 25. Juli sowie 29. August und natürlich auch Angebote für die Jüngsten. Unter anderem hat für den 10. Mai Schneewittchen ihr Kommen zu einem Märchenspiel angekündigt. Das Veranstaltungsfaltblatt des Burgvereins ist unter anderem in der Tourist-Info der Stadt am Berliner Platz zu bekommen. Zudem finden sich alle Angebote selbstverständlich auch online auf der Homepage des Burgvereins unter www.burgkronberg.de.