Hartmut XII.

Hartmut XII.


Eduard Schmidt von der Launitz (1869)
Bronze
ca. 300 cm
Schulgarten, Kronberg im Taunus

Der Kronberger Ritter Hartmut XII. steht erhöht an einer Treppe im Kronberger Schulgarten. Er thront über den Betrachtern und wirkt dadurch mächtig und stolz. Obwohl sein sehnsüchtiger Blick auf die Kronberger Burg gerichtet ist, fühlt man sich als Betrachter unterlegen. Seine idealisierte und nicht dem damaligen Standard entsprechende Rüstung sowie sein übergroßes Schwert tragen zu seiner erhabenen Wirkung bei.

Das Standbein der Plastik ist das rechte. Sichtlich beruht somit das ganze Gewicht der Figur auf diesem Bein, während das linke, als Spielbein, sich locker über das rechte legt und rechts davon wieder aufsetzt. Hüftachse und Schulterachse sind jeweils leicht angeschrägt, die Wirbelsäule bildet eine Art S-Kurve. Die gesamte Haltung erinnert stark an den für die Renaissance typischen Kontrapost. Dies legt nahe, dass die Plastik trotz des Motivs nicht aus dem Mittelalter stammen kann. Tatsächlich wurde sie erst im 19. Jahrhundert geschaffen.

Sie wurde 1869 von Eduard Schmidt von der Launitz (1797-1869) im Auftrag von Jacques Reiss (1807-1887) angefertigt, dem späteren Ehrenbürger Kronbergs. Die Plastik stand zunächst in Reiss‘ Anwesen, der Villa Schönbusch, in einer Nische an der Fassade. Victoria Kaiserin Friedrich erwarb das Gebäude nach Reiss’ Tod und ließ dort das Schloss Friedrichshof erbauen. Die Figur Hartmut XII. schenkte sie der Stadt. Neben dem Berliner Platz ist sie so platziert, dass sie in Richtung Burg blickt.

Jacques Reiss wählte das Motiv von Hartmut XII., da es ein typisches Wahrzeichen von Kronberg, einen Ritter, darstellt. Eine Besonderheit an Hartmut XII. ist seine persönliche Bekanntschaft mit Martin Luther. Er war ein Vorkämpfer der Reformation, der sich im damals reichsunmittelbaren Kronberg engagierte. (V.T., L.M.P., P.B.)

Quelle: