Tier des Jahres 2024 auf der Vorwarnliste: Stadt Kronberg bittet Gartenbesitzer eindringlich, auf den nächtlichen Einsatz von Mährobotern zu verzichten

In heimischen Gärten rollt auf Igel eine todbringende Gefahr zu 


„Nachtfahrverbote“ kannte man bislang eigentlich nur von Fernstraßen und Ortsdurchfahrten. In Köln jedoch gilt das seit Oktober 2024 auch auf privaten wie öffentlichen Grünflächen – für Mähroboter. Die dortige Stadtverwaltung hat dies per Allgemeinverfügung verhängt, um damit Kleintieren und hier vor allem dem in seinem Bestand stark gefährdeten Igel mehr Schutz zu bieten. Weitere Städte wie München, Düsseldorf oder Krefeld prüfen ebenfalls entsprechende Verbote.  

In Kronberg will man diesen Schritt – noch – nicht gehen. Der Appell des städtischen Umweltreferates an alle Gartenbesitzer, die Mähroboter in den Abend- und Nachtstunden an die Kette zu legen, ist jedoch dringend. „Igel vertrauen in Gefahrensituationen auf ihre stachelige Hülle. Statt wegzulaufen, rollen sie sich zu ihrem Schutz zusammen. Bei Fressfeinden mag das zielführend sein, bei den Mährobotern jedoch ist es leider allzu oft tödlich“, erklärt Yvonne Richter, Leiterin des Umweltreferats bei der Stadt Kronberg.

Da die meisten Mähroboter, obwohl von Naturschützern schon lange gefordert, nach wie vor ohne Hinderniserkennung durch die heimischen Gärten rollen, kommt es häufig zu Kollisionen zwischen Gerät und Tier, die nicht selten tödlich für den Igel enden.

Richter: „Gegen die scharfen Schneiden ist der Stachel-Panzer kein Schutz. Die Verletzungen, die die Igel davontragen, sind oft so gravierend, dass die Tiere keine Überlebenschance haben.“

Marcel Homrighausen vom Kronberger Umweltreferat verweist in diesem Zusammenhang auf eine Untersuchung des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung aus dem Jahr 2021. Forscher hatten 370 Fälle von Schnittverletzungen an Igeln analysiert, die auf „elektrische Gartenpflegegeräte“ zurückgeführt wurden. „Fast die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47 Prozent) überlebte die Verletzung gar nicht erst, sondern musste eingeschläfert werden oder starb während der Pflege“, zitiert Homrighausen aus dem Ergebnis der Studie. 

Obschon ein „Nachtfahrverbot“ für Kronberg derzeit nach wie vor eine ultima ratio ist, von der man seitens der Stadtverwaltung keinen Gebrauch machen will, ist die Forderung nach einem Aus für das nächtliche Mähen aus der Warte des Natur- und Tierschutzes durchaus nachvollziehbar ist. Das lässt sich nicht zuletzt an der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands ablesen.

Hier wird der Igel, der ganz korrekt eigentlich Braunbrustigel heißt, ob zurückgehender Bestandszahlen bereits auf der „Vorwarnliste“ geführt. Und die Sorge ist aus Sicht von Fachleuten durchaus begründet, dass „die Art in naher Zukunft in die Kategorie ,Gefährdet‘ hochgestuft werden muss“. Davor zumindest warnt die Deutsche Wildtier-Stiftung.

Um dem stachelbewährten Insektenfresser mehr Öffentlichkeit zu verschaffen und auf die akute Bedrohungslage hinzuweisen, hat die Stiftung den Igel denn auch zum „Tier des Jahres 2024“ erklärt.

Davon ausgehend, dass jährlich rund eine halbe Million Igel auf der Strecke bleiben, wenn sie versuchen Straßen zu überqueren, stellt das Auto nach wie vor die größte Gefahr für Meckis reale Verwandten dar. Allerdings lauert auf den Igel in den heimischen Gärten mittlerweile eine weitere existenzielle Bedrohung. Nicht ohne Grund spricht die Deutsche Wildtier-Stiftung in einer Mitteilung von der „Todesfalle Mähroboter“.