„Als Badegast macht man sich gar kein Bild davon, was alles an Technik und Arbeit erforderlich ist, um die Anlage über die gesamte Saison hinweg am Laufen zu halten“, unterstreicht die junge Kronbergerin sichtlich beeindruckt zum Abschluss ihres Einsatzes.
Während viele Schülerinnen und Schüler in ihrem Alter den Erst-Kontakt zur Arbeitswelt zwischen Kaffeemaschinen und Bildschirmen finden, war für Marie Camille von Anfang an klar, dass sie ihr Praktikum nicht in einem Büro machen würde. „Ich wollte nicht den ganzen Tag in einem Büro sitzen, sondern auch mal praktisch mitanpacken. Und das am liebsten an einem Ort, der alles andere alltäglich ist.“
Eine Arbeitsplatzbeschreibung, die perfekt auf das Kronberger Waldschwimmbad passt. Denn hier ist kein Tag wie der andere und das Mitanpacken Teil des Jobprofils. Das weiß Schwimmmeisterin Verena Methfessel nur zu gut. Die Fachangestellte für Bäderbetriebe steht seit 12 Jahren im Beruf, ist seit 2019 im Freibad der Burgstadt beschäftigt und hat in dieser Saison die Leitung des dreiköpfigen Schwimmmeister-Teams übernommen.
Dass neben ihr mit Parnian Bitaraf noch eine zweite Schwimmmeisterin im Bad beschäftigt ist, so Methfessel, sei kein Zufall, sondern Ausdruck einer anhaltenden Entwicklung in ihrem Beruf.
Obwohl von der Ausbildung her bei den gewerblich-technischen Beruf angesiedelt, seien Schwimmmeister in der Vergangenheit doch sehr viel stärker handwerklich wie auch körperlich gefordert gewesen. Das aber habe sich dank des technischen Fortschritts stark verändert. Methfessel: „Die Zeiten, in denen das Berufsbild eine reine Männerdomäne war, sind lang vorbei. Heute kann eine Frau den Job genauso gut machen.“ Die Zahl der Frauen in Bäderbetrieben sei dementsprechend zuletzt doch spürbar gestiegen.
Eine gleich im doppelten Sinne positive Entwicklung. Zum einen im Sinne der Gleichstellung am Beckenrand, zum anderen und vor allem aber auch, da es zunehmend schwieriger werde, Nachwuchskräfte in der Branche zu finden. Das Frühjahr und den Sommer über durchzuarbeiten, um dann über den Herbst und Winter den Urlaub und die Überstunden abzubauen – das sei nicht für jeden eine verlockende berufliche Perspektive, betont Verena Methfessel mit einem Schmunzeln.
Ob das eine interessante Aussicht für Marie Camille sein könnte? Die gebürtige Frankfurterin, die dort heute auch die Französische Schule besucht, hat zum Glück noch ein paar Jahre Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen, welchen Berufsweg sie einmal einschlagen möchte. Was sie aber nach ihrem zweiwöchigen Praktikum schon jetzt sagen kann, ist, dass es die richtige Entscheidung für sie war, sich per E-Mail im Kronberger Waldschwimmbad zu bewerben.
„Es war wirklich spannend, hat mir sehr viel Spaß gemacht und einige ganz neue Einblicke eröffnet“, unterstreicht Marie Camille. Eindrücke, die sie ganz sicher für sich mitnehmen wird, wenn sie demnächst dann wieder die Perspektive wechselt und als Badegast auf der Liegewiese des Freibads ihr Handtuch ausbreitet.