Genau das sollten Gartenbesitzer und Naturliebhaber im Blick haben, wenn sie in diesen Tagen daran gehen, die Nistkästen für die kommende Brutsaison der Singvögel auf Vordermann zu bringen. Denn nicht selten nutzen Gartenschläfer den winterlichen Leerstand der Kästen, um sich darin einzuquartieren. „Wer beim Öffnen eines Kastens ein großes Moosnest entdeckt, kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass hier Bilche als Untermieter eingezogen sind“, erklärt Yvonne Richter, Leiterin des Fachreferats „Umwelt“ im Kronberger Rathaus. In diesem Fall tue man ein gutes Werk, wenn man den Kasten wieder achtsam verschließt, den Frühjahrsputz verschiebt und den Gartenschläfern noch etwas Ruhe gönnt. Richter: „Werden die Tiere zu früh aus ihrem Winterschlaf gerissen oder gar ausquartiert, sinkt deren Überlebenswahrscheinlichkeit drastisch.“
Warum – das erläutert Marcel Homrighausen, Landschaftsarchitekt im städtischen Umweltreferat: „Wenn die Tiere zu früh erwachen, ist Mutter Natur noch nicht so weit, ihnen das zu geben, was sie an Nahrung dringend brauchen – nämlich Beeren, Insekten oder Schnecken. Die Folge ist, dass die Gartenschläfer ihre körpereigenen Energievorräte nicht auffüllen können. So geschwächt werden sie leichte Beute für ihre Fressfeinde oder fallen den immer noch kalten Nächten zum Opfer.“
Dass die „Batterien“ der kleinen Kerle nach dem Winter weitgehend entleert sind, ist deren Körperbau geschuldet. Darauf macht die Deutsche Wildtierstiftung aufmerksam. Zwar gelten die Gartenschläfer eigentlich als Allesfresser. Da sie im Unterschied zu den meisten anderen Nagetieren jedoch keinen Blinddarm haben, können sie keine faserreichen Pflanzenteile verdauen und müssen auf tierische Kost und Früchte setzen. Da diese Nahrungsgrundlage im Winter weitgehend fehlt, fahren die Bilche ihren Stoffwechsel herunter und senken ihre Körpertemperatur auf bis zu -1 Grad ab. Ihr Herz schlägt nur noch zweimal pro Minute. Daten, die zumindest erahnen lassen, welch fatale Wirkung es auf den Organismus der maskierten Langschläfer haben muss, wenn sie vor der Zeit geweckt werden.
„Zorro bitte schlafen lassen!“ Diesem Appell des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) schließen sich daher auch Yvonne Richter und Marcel Homrighausen mit Nachdruck an. Damit die Gartenschläfer auch den nötigen Raum dafür finden, hat das Umweltreferat selbst zehn Gartenschläferkästen im Bestand, die auf städtischen Flächen angebracht werden, um den Tieren Unterschlupf zu bieten. Interessierte Bürger, die das auch in ihren Gärten tun möchten, können sich bei Fragen gerne per E-Mail unter umwelt@kronberg.de an die Stadt wenden.
Wer Gartenschläfer und auch andere Bilche auf seinem Grundstück hat, den bittet der BUND in Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung darum, diese Tiere online zu melden unter https://meldestelle.gartenschlaefer.de/start. Die Meldungen dienen der Bestandserfassung.