Neugestaltung des Bahnhofumfelds symbolisch angestoßen

Nach den Spaten kommt jetzt das schwere Gerät


Zentrale Elemente dieser Anlage sind ein barrierefrei gestalteter Busbahnhof und eine Bike- und Ride-Anlage mit Stellplätzen für bis zu 100 Fahrrädern. Das Projekt gilt als eine der größten Infrastruktur-Maßnahmen der jüngeren Burgstadt-Geschichte.

Das spiegelt sich nicht nur in der Bauzeit, sondern auch im Kostenrahmen wider. Die Realisierung ist mit knapp 13 Millionen Euro veranschlagt. Rund 7,5 Millionen Euro hat das Land Hessen an Förderung zugesagt, circa eine Million Euro steuert der Bund für die Bike-und-Ride-Anlage bei. Die Stadt Kronberg trägt etwa ein Viertel der Gesamtkosten – vor allem für den zwingend erforderlichen Bau einer neuen Stützmauer samt Neumodellierung der Hanglage gegenüber dem Bahnhof.

„Nach sieben Jahren Planungsphase geht es endlich los“, sprach Anke Trieb-Schütz vom Kronberger Bauingenieur-Büro Burgholzer-Trieb beim Spatenstich vermutlich allen am Projekt Beteiligten aus dem Herzen. Vieles, so Trieb-Schütz, habe unter einen Hut gebracht, vieles diskutiert und abgewogen werden müssen. Da sei der Höhenunterschied von bis zu elf Metern zwischen oberer und unterer Bahnhofstraße, der habe berücksichtigt werden müssen. Dazu die begrenzten räumlichen Möglichkeiten und die große Zahl an Bussen, die zu den Stoßzeiten zeitgleich am Bahnhof Halt machten – das alles seien Aufgabenstellungen gewesen, auf die die Planer schlüssige Antworten gesucht und auch gefunden hätten.

Die Variante „5H1“, für die man sich am Ende entschieden habe, biete zum einen ausreichend Raum, um sieben Haltepunkte für Busse mit einer großzügigen Überdachung und Sitzgelegenheiten zu schaffen und die Fahrrad-Garage in den Hang zu bauen. Zum anderen könne über die Aufweitung der Verkehrsflächen die Sicherheit wie auch die Aufenthaltsqualität im Bahnhofsumfeld maßgeblich erhöht werden.

Zentrale Aspekte, die beim Spatenstich auch Freya Dorbritz aus Sicht des Bad Hersfelder Büros „Dorbritz Architekten“ in den Blick rückte. Über die Neugestaltung biete sich jetzt die Möglichkeit, eine gestalterische Einheit aus Stützwand, Bike- & Ride-Anlage und Busbahnhof herzustellen, die optisch hochwertig wie robust und langlebig sei. Dorbritz: „Wir sind überzeugt, dass das Ergebnis ein funktionaler, schöner und gut gestalteter Ort werden wird, der den täglichen Weg vieler Menschen in Kronberg attraktiver machen wird.“

Zunächst allerdings müssen in den kommenden 28 Monaten erst einmal 20000 Tonnen Erdboden und Fels bewegt, rund drei Kilometer Leitungen gelegt und fast 4000 Quadratmeter Straßenpflaster wieder hergestellt werden.

„Bis dahin wird es kein leichter Weg für uns alle, aber gemeinsam werden wir es schaffen“, zeigte sich Anke Trieb-Schütz zuversichtlich. Gerade als in der Burgstadt beheimatetes Ingenieurbüro werde man die anstehenden Arbeiten nicht nur mit „Herzblut und Verbindlichkeit“ vorantreiben, sondern auch mit gebotener Sorgfalt betreuen: „Schließlich wohnen wir in Kronberg. Und Sie können sich sicher sein, dass ich mich nicht bei jedem Spaziergang über Pfützen auf schlechten Gehwegen oder über schiefe Mauern ärgern möchte.“

Dass es bei einem Projekt dieser Größenordnung dennoch nicht ganz ohne Herausforderungen abgehen werde – darauf hatte Kronbergs Erster Stadtrat Heiko Wolf bereits in seiner Begrüßung verwiesen und vorab für solche Fälle um Nachsicht gebeten. Wichtig sei, ein Bauprojekt immer nach seinem endgültigen Erscheinungsbild zu beurteilen, zitierte Wolf seinen ehrenamtlichen Stadtratskollegen Hans-Jörg Niermann. Diese Geduld wünsche er sich gleichermaßen für das, was jetzt am Bahnhof geschaffen werde.

Kronbergs Baudezernent erinnerte in diesem Zusammenhang an die Gründerväter der heimischen Eisenbahn. Auch die seien vor über 150 Jahren mit ihren Planungen nicht überall in Kronberg auf Zustimmung gestoßen. Die weitere Entwicklung sollte ihnen jedoch Recht geben.

Wenn die Stadt heute daran gehe, dieses Erbe von Männern wie Jacques Reiss oder Georg Jamin in die Zukunft zu führen, dann, so Heiko Wolf, sei das in besonderem Maße der maßgeblichen, finanziellen Förderung von Land und Bund zu verdanken, die rund 75 Prozent der Kosten übernehmen.

Ihren besonderen Dank richteten Kronbergs Erster Stadtrat wie auch Bürger-meister Christoph König in diesem Zusammenhang an Anke Münker-Tiedtge. Die Leiterin des Referats Eisenbahn und Schieneninfrastruktur im Hessischen Wirtschaftsministerium habe das Projekt in Kronberg nicht nur unterstützend begleitet, sondern den Initiatoren auch zur „Ausschreibung unter Finanzierungsvorbehalt“ geraten. Letztlich, so Stadtrat Wolf, sei dieser Hinweis der Schlüssel gewesen, mit dem die Stadt die Tür zur Realisierung des Großprojekts habe öffnen können.

Dass die Schaffung der neuen Mobilitätsdrehscheibe am Kronberger Bahnhof ganz im Sinne der hessischen Landesregierung sei – das unterstrich Anke Münker-Tiedtge ihrerseits mit Nachdruck. Nehme man die Großprojekte zum Maßstab, die das Land aktuell umsetze, um den Bahnverkehr in Hessen voranzubringen, sei die Maßnahme am Kronberger Bahnhof zwar vergleichsweise überschaubar, aber dennoch eine wichtige Ergänzung. Münker-Tiedtge: „Was nützen die großen Projekte, wenn die Wegeketten und Kapazitäten vor Ort nicht entsprechend gestaltet sind.“