Ulrich Heinecke muss nach sieben Jahren etwas kürzer treten - Nachfolge gesucht

Seniorenbeauftragter nimmt Abschied


Da ist zum einen der von vielen heiß ersehnte 18. Geburtstag. Und da ist zum anderen der Fünfundsechzigste.

Ein Wiegenfest, bei dem sich das Herbeisehnen in eher engen Grenzen halten dürfte. Zwar ist man dann der Rente einen guten Schritt näher, erhält neben Geschenken auch noch Rabatte im Museum oder im Freibad. Zeitgleich jedoch wird man in der öffentlichen Wahrnehmung einer Personengruppe zugewiesen, in der man sich selbst in diesem Alter noch gar nicht sieht. Denn mit einem Mal ist man Senior oder Seniorin.

Geht man alleine von den Geburtsdaten aus, gehören dieser Personengruppe in Kronberg rund 5000 Männer und Frauen an. Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung machen Menschen über 65 Jahren schon heute einen Anteil von fast 30 Prozent aus. Und der sollte in den kommenden Jahren weiter steigen, rücken doch jetzt die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer auf.

So klar sich diese Entwicklung aus Statistiken ablesen lässt, so unterschiedlich sind die individuellen Lebenssituationen und Erfordernisse, die das fortgeschrittene Alter mit sich bringen kann. Das weiß Ulrich Heinicke aus seiner Zeit als Kronberger Seniorenbeauftragter nur zu gut. Seit 2018 hatte er das Ehrenamt inne, war Ansprechpartner für ältere Menschen in der Burgstadt und unterstützte sie bei Fragen und Problemen.

Eine Aufgabe, die er mit viel Überzeugung und Herzblut erfüllte. Nach sieben Jahren jedoch hat Heinicke die Stadt jetzt wissen lassen, dass er die Funktion in andere Hände übergeben möchte. Die eigene Gesundheit wollte zuletzt nicht mehr so, wie es sich der 73-Jährige selbst gewünscht hätte. Mittlerweile, so Heinicke, stelle sich zwar bei ihm das gute Gefühl ein, dass es wieder aufwärts gehe. Daher wolle er sich gerne auch weiterhin unterstützend bei der Organisation der Senioren- und Behindertenfahrt einbringen. Dennoch gelte es für ihn, etwas kürzer zu treten.

Ein Anliegen, für das man im Kronberger Rathaus absolut Verständnis hat. „Die Gesundheit geht immer vor. Im Namen der Stadt und ganz besonders im Sinne unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger danke ich Ulrich Heinecke ganz herzlich für seinen Einsatz“, betonte Bürgermeister Christoph König jüngst bei der Verabschiedung des Seniorenbeauftragten. Ehrenamtliches Engagement sei und bleibe von elementarer Bedeutung für eine Stadtgesellschaft – gerade in einer Kleinstadt wie Kronberg. Hier, wo alles etwas überschaubarer und persönlicher sei, kenne und kümmere man sich noch.

Wie wichtig dieses Kümmern und der persönliche Kontakt gerade mit Blick auf ältere Menschen sind – diese Erfahrung hat Ulrich Heinecke als Seniorenbeauftragter mehr als einmal gemacht. Kronberg, so Heinecke, werde von außen immer gerne als Stadt wahrgenommen, in der man keine Sorgen kenne. Die Realität aber sei doch eine andere. Auch in der Burgstadt gebe es ältere Menschen, die auf sich allein gestellt seien und mit einer schmalen Rente auskommen müssten.

Zwar gebe es in solchen Fällen Unterstützung vonseiten der öffentlichen Hand. Die Betroffenen jedoch machten davon längst nicht immer Gebrauch – sei es, weil sie der Beantragungsprozess überfordere, oder auch weil sie sich schlicht für ihre Lage schämten.

Hier Abhilfe zu schaffen, beim Ausfüllen von Formularen zu helfen oder auch anderweitig Hilfestellung zu bieten – das sei ein zentrales Element seiner Arbeit gewesen. Heinecke: „Ich habe mich dabei immer als eine Art Verbindungsmann zwischen den Senioren und der Verwaltung verstanden.“

Geholfen habe ihm dabei sicherlich auch die Erfahrung, die der gebürtige Bad Homburger im Beruf sammeln konnte. Viele Jahre war er als freigestellter Betriebsrat bei einer großen deutschen Gastro-Kette tätig. Sein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Vertretung der Anliegen der Schwerbehinderten im Gesamtkonzern. Mehr als einmal, so Heinecke, habe er in dieser Zeit mit Krankenkassen ringen müssen, um den legitimen Ansprüchen der Kolleginnen und Kollegen Gehör zu verschaffen. Heinecke: „Gerade wenn Menschen nicht selbst für ihre Anliegen eintreten können, ist es umso wichtiger, dass andere sie unterstützen.“ Mit dieser Überzeugung und den eigenen Erfahrungswerten habe er auch seine Aufgabe als Seniorenbeauftragter wahrgenommen.

Eine Herangehensweise, die ganz im Sinne von Annika Carstens ist. „Natürlich sind wir vonseiten der Stadtverwaltung gerne und direkt für die Menschen unserer Stadt da“, betont die Leiterin des Fachreferates „Soziales, Senioren und Integration“. Die Erfahrung jedoch zeige, dass es gerade unter älteren Menschen eine gewisse Hemmschwelle gebe, „zum Amt zu gehen“. Um zu verhindern, dass diese Personen aus dem Fokus geraten, habe man die Position des oder der Seniorenbeauftragten geschaffen - als Ansprechpartner auf Augenhöhe, dem man auch mal einfach nur sein Herz ausschütten könne. Carstens: „Dabei geht es nie darum, den Hilfesuchenden die Eigenverantwortung abzunehmen. Unser Ziel ist es, die Menschen niedrigschwellig zu unterstützen und deren Anliegen auf den Weg zu bringen.“

Genau diese Unterstützung erhoffen sich Annika Carstens und ihr Team auch von Kronbergs neuem Seniorenberater respektive der neuen Seniorenberaterin. Wer sich für die Übernahme dieser ehrenamtlichen Aufgabe interessiert, ist herzlich eingeladen, sich per E-Mail an soziales@kronberg.de oder telefonisch unter (06173) 7031310 zu melden.